„Kammerspiel um Peter Pan erlebt Premiere in der Schotte“
Thüringische Landeszeitung Februar 2015
Drei junge Schotte-Schauspieler inszenierten eine leicht verrückte Geschichte von Autor Jan Friedrich namens „Mein Name ist Peter“ rund um die Wünsche derer, die so sein möchten wie Peter Pan: niemals erwachsen!
Die jungen Darsteller der „Schotte“ überzeugten wie so oft das Publikum der ausverkauften Premiere am Freitag. Auch am Samstagabend erhielten sie Applaus. Wann das Stück das nächste Mal im Spielplan stehen wird, ist noch ungewiss. Foto: Lutz Edelhoff
Altstadt. An diesem Abend erfährt man unter anderem, wie man mit Außerirdischen kommunizieren kann. Wie? Rechten Arm nach oben strecken, Faust ballen und den kleinen Finger der Hand abspreizen. Dazu dann den kleinen Finger der linken Hand ins linke Nasenloch stecken. So funktioniert es. Allerdings nicht immer; nur wenn man sehr aufmerksam ist. So wie Theo (Georg Feltz), der wahnsinnig gerne von Peter Pan mit auf die Reise ins Nimmerland genommen werden möchte.
Da dieser aber ausbleibt, will er selbst Peter Pan sein. Auch wenn ihm seine jüngere Schwester Rebecca (Josefine Nitzsche) genau das auszureden versucht. Dafür glaubt es ihm Jenny (Paula Maaß) sofort. Und dass, obwohl er – oder gerade weil er – sie „kidnappt“ hat. Jenny sagt das so, denn sie ist viel jünger als Theo, sehr naiv, aber auch ein klitzekleinwenig verliebt in ihn. Oder eher in Peter Pan? Oder einfach nur begeistert von dem Abenteuer, einmal „kidnappt“ zu werden? Deshalb zeigt sie ihm auch, wie man mit Außerirdischen kommunizieren kann.
Freitagabend war Premiere in der „Schotte“ von dieser leicht verrückten Geschichte von Jan Friedrich namens „Mein Name ist Peter“ rund um die Wünsche derer, die so sein möchten wie Peter Pan: niemals erwachsen!
„Ich will dich wirklich nicht nerven mit meinen Briefen, aber Ende August werde ich nun mal schon 11 (schon fast erwachsen!) und wenn du mich noch kidnappen willst, dann musst du das bitte bald tun.“ So schreibt Theo, der davon träumt, nie erwachsen werden zu müssen, an Peter Pan. Als er keine Antwort bekommt, erklärt er sich selbst zum Abenteurer „Peter“.
Er kidnappt das Mädchen Jenny und versucht mit ihr auf dem Spielplatz – wie im Nimmerland – im Dauerspaß zu leben, nur gestört durch Rebecca, seine sehr vernünftige kleine Schwester.
Die drei jungen Schotte-Schauspieler bieten ein exzellentes Kammerspiel. Für diese perfekte Publikums-Unterhaltung – gedacht ist alles für Auftritte in Schulen und den Klassen 5 bis 8 – braucht es nicht viel. Die Orte der Handlung, die Trips ins Nimmerland oder auf den Spielplatz, in ein Versteck oder in Theos Zimmer zu Hause finden alle an gleicher Stelle statt: an einem Tisch! Hier entsteht durch die ungeheure Spielfreude der drei Akteure, gepaart mit dem Einfallsreichtum von Regie, Kostüm und Maske (Ausstattungsberatung: Coco Ruch) ein ganz eigener Story-Kompass. So wie die Idee, die uns zeigt, wie man mit Außerirdischen kommunizieren kann … Bis hin zum Schluss, der einen großartigen kino-affinen Ausgang verschafft. Dazwischen liegen die Wünsche und Träume der drei Protagonisten, die sich näher kennen- und achten lernen. Die zeigen, dass man verrückte Ideen und Vorstellungen getrost haben darf, wenn man die, die man dazu einlädt, auch rücksichtsvoll anerkennt.
Die Regisseure Cornelia Schäfer und Denis Geyersbach (ein ehemaliger „Schotte“, jetzt freischaffend tätig bei Candlelight Dynamite) schaffen es, die jungen (16- bis 18-jährigen) Spieler durch Gesten und Sprech- und Verhaltensweisen zu Acht- und Zehnjährigen werden zu lassen. Dabei verlieren sie keinesfalls weder an Zauber noch an Glaubwürdigkeit. „Ach so…“, sagt Jenny immer, wenn ihr Peter Pan alias Theo etwas erklärt. Er erfährt auch, dass sie Asthma hat und ihr Spray braucht. Da nützt es nix, dass sie es toll findet, dass er sie „kidnappt“ hat. Seine Schwester ist es, die ihn seine Verantwortung für Jenny (und auch für sie selbst als „Schwesterchen“) spüren lässt. Das ist ein Prozess und den darf man miterleben in dem Stück.
Das Stück wurde übrigens ein „Try out non professional“ genannt. Zunächst angekündigt als Uraufführung, bat der Verlag um Rücknahme. Denn der Autor Jan Friedrich soll dafür einen Preis erhalten – und den hat er wahrlich verdient. So darf es erst nach der Preisverleihung im April auch Uraufführung genannt werden. Stattdessen spukt nun der englische Begriff durchs Programm. „Try out“ bedeutet übersetzt so was wie eine Prüfung, im Sport ein Testspiel. „Non professional“ trifft ja auf die Schotte zu, da es ein Laientheater ist. Also ist es ein Prüfungs-Test-Spiel für Laien?
Ja und nein. Denn das, was die drei auf der Bühne zu bieten haben, ist unter der professionellen Anleitung absolut perfekt. Paula Maaß als Jenny ist ein achtzigminütiger Genuss der besonderen Art. Sie ist ein echtes Talent und hat – aber nicht nur sie – die Zuschauer zu Lachsalven und Extraapplaus hingerissen.
Aber garantiert kommt dieses Talent nur zum Vorschein, weil die junge Dame Top-Mitspieler hat (Josefine Nitzsche und Georg Feltz), ohne die diese wundervolle junge Spielerin gar nicht zum Vorschein kommen könnte. Dazu „Professionals“, die genau das auch erkennen.